Cloisonné-Fenster mit Distel

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Glasperlenfenster - Cloisonné Window - Vitrail Cloisonné

Distel – Thistle – Chardons

Frankreich, um 1905

Zweiflügeliges Fenster
je 177 × 44 cm (inkl. Holzrahmen)

Große Rarität in gutem Erhaltungszustand

Dokumentation

An den Innenseiten der beiden Fensterflügel schmiegen sich symmetrisch Triebe und Blattwerk einer Eselsdistel mit rosafarbenen Knospen und Blüten empor. Auf halber Höhe ist im Hintergrund horizontal ein leichter Vorhang (Voile) an einem Messingstab aufgehängt. Die grünen Blätter der Pflanze zeigen ein reiches Farbrepertoir. Die insgesamt schlichte Darstellung umgibt ein einfacher, klassischer Jugendstilrahmen, aussen hellgrün, innen mit einer Borte in Altrosa abgesetzt, die sich in den äusseren Ecken der Flügel ins Grün hineinschlingt. Im oberen Bereich wachsen symmetrisch zwei Distelzweige mit zwei offenen Blüten und gelben Samenfäden und bilden einen luftigen, floralen Rundbogen über dem hochschiessenden, stacheligen Gewächs. Bei Sonneneinstrahlung bilden die farbigen Glasperlen, Glasgranulate und Glasglobuli einen wunderschönen Glitzerteppich.

Obwohl transluzid, ist das Fenster keine Glasmalerei im bekannten Sinne, sondern von ganz anderer Technik, die am Ende des 19. Jahrhunderts erfunden wurde. Als Erfinder gilt der Pariser Maler Amédée Navarein. 1897 lassen die beiden Engländer Theophil Pfister (Fabrikant) und Emil Barthels (Kaufmann) das Patent auf sich registrieren (»Improvements in Cloisonné Work«), und gründeten The London Cloisonné Glass Company. Von der Technik hatte man bis dahin nur im Zusammenhang mit Emailarbeiten (émail cloisonné) gehört. Nun wurden Raumdekorationen wie Fenster, Lampen, Abschirmungen, Decken, Wände und Tische mit Glasperlenmustern hergestellt. Leider bestand die Firma nur wenige Jahre.
Bei der Technik handelt es sich um eine Schicht zerriebenen Glases in unterschiedlichen Feinheiten, die zwischen zwei Glasscheiben gleich einem Sandwich eingebaut werden, wobei das farbige Glaspulver, dem Entwurf folgend, durch Messingstäbe unterteilt und damals mit Fischleim gebunden wurde.

Auf eine Entstehung des Fensters in Lothringen lässt besonders das Thema, die opulente Eselsdistel, schliessen. Sie ist das Symbol des Widerstandes gegen die Annexion von Elsass-Lothringen durch die Deutschen im Jahr 1871. Bis zur Wiedervereinigung 1918 war sie Ausdruck der tiefen Trauer über den Verlust der Landschaft. 

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Cloisonné, Glasperlenfenster, Jugendstil, The Cloisonné Company