Louis Barillet (1880-1948)

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Louis Barillet studierte an der École nationale supérieure des beaux-arts in Paris bei dem Maler Jean-Léon Gerôme und arbeitete anschliessend als Medailleur. Seine Begegnung mit Jacques Le Chevalier (1896-1987) weckte in ihm die Begeisterung für die Glasmalerei, und so eröffnete er 1919 ein Glasmaleratelier im 15. Arrondissement von Paris, rue Alain-Chartier. Seit 1920 arbeitete er mit Jacques Le Chevalier (1896-1987) zusammen, mit dem er auch die ersten Glasmalerei-Projekte realisierte. 1922 stiess der belgische Künstler Théodore-Gérard Hanssen (1885-1957) dazu. Alle drei Namen (Barillet, Le Chevalier, Hanssen) befinden sich auf der Kreuzabnahme von 1927. Wie der zeitgenössische Kritiker Raymond Cogniat 1934 schrieb, bestand der Erfolg Barillets darin, eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Le Chevalier und Théo Hanssen zu begründen, um auf der Grundlage dreier sehr unterschiedlicher Temperamente und ausgeprägter Persönlichkeiten ein kollektives Oeuvre mit eigenem Charakter zu erschaffen. 

Zwischen 1920 und 1930 beteiligte sich das Künstlertrio massgeblich an der Erneuerung der Glasmalerei in Frankreich, einer Zeitspanne, in der sich, ebenso wie in Deutschland und der Schweiz, bekannte zeitgenössische Künstler mit Entwurf und Herstellung von Glasfenstern beschäftigten. 
Ziel der Dreiergruppe war, ein plastisches Formenvokabular in Verbindung mit neuen Techniken zu verknüpfen, mit der traditionellen Glasmalerei des 19. Jahrhunderts zu brechen und ein Band zum goldenen Zeitalter der mittelalterlichen Glasmalerei des 13. Jahrhunderts zu herzustellen.
Barillet sah die Glasmalerei ausschliesslich in architektonischem Kontext und wandte sich gegen den Begriff Tableau

Barillet war Mitglied der Union des artistes modernes, die 1929 von dem Architekten Robert Mallet-Stevens gegründet und 1958 aufgelöst wurde. Zu der Vereinigung gehörten Architekten wie Le Corbusier, Jean Prouvé, Pierre Chareau und Charlotte Perriand. Nach den Plänen des Architekten Mallet-Stevens entstand 1931/32 Barillets neues, avangardistisches Wohnhaus und Atelier in no. 15 square de Vergennes, ebenfalls im 15. Arrondissement und heute wieder rekonstruiert. Das private Musée Mendjisky - Écoles de Paris befindet sich seit 2014 darin. 

Das Atelier wurde besonders für die technische Entwicklung seiner weissen Glasfenster vitraux blancs bekannt. Diese bestanden aus Ornamentglas (verre imprimé) mit unterschiedlichsten Lichtbrechungen, hergestellt in der Glasmanufaktur Saint-Gobain, die den Namen eines Dorfes in der Picardie trägt, wo die Firma 1692 produzierte. Hervorzuheben ist, dass die Fenster nachts keine schwarzen Flächen zeigen sollten, sondern, ähnlich wie bei den von Puhl & Wagner in Berlin entwickelten Gold- und Silbersmalten einige Jahre zuvor, auch im Auflicht gleich eines gläsernen Teppichs in Erscheinung traten.

Zahlreiche Werke aus dem religiösen und profanen Bereich finden sich bei WIKIPEDIA 

Literatur
Atelier Louis Barillet, Maitre Verrier, sous la direction de Jean-François Archieri et Cécile Nebout, Éditions 15, Square de Vergennes, Paris 2005.